Johann Elias Ridinger (1698 – 1767): Studienblatt mit Windhunden
Carl Gottlob Specht (1846 – 1898): Windhunde

Windhunde

Ein Blick in die Kunstgeschichte zeigt schon, dass unter den Hundedarstellungen Windhunde besonders oft zu finden sind. Offensichtlich waren sie für die Künstler besonders interessante Motive. Ihre anatomischen Eigenheiten und ihre Stellung als besonders wertvolle Jagdhunde des Adels führten dazu, dass zahllose Darstellungen von Windhunden in allen künstlerischen Techniken entstanden. Ein Schlüsselwerk der abendländischen Kunst ist Lucas Cranachs „Paradies“(1530) mit dem weißen Windhund zu Füßen des ersten Menschenpaares.

Gute Windhunde waren immer auch ein Statussymbol. Die Eleganz ihrer Erscheinung und ihre Leistungen bei der Jagd ließen sie zu den „Aristokraten“ der Hundewelt werden. Bei der Jagd mit Windhunden ging es für die Jagdteilnehmer immer auch um das Vergnügen, die Hunde bei der Hetzjagd zu beobachten, bzw. ihnen zu Pferd zu folgen. Diese Jagdform wurde schon von den Kelten ausgeübt. Der römische Geschichts-schreiber Arrian (um85 – 145/146) war als Offizier in Gallien und vermutlich auch in Noricum im Einsatz. Seine Beobachtungen der Hetzjagd mit Windhunden hielt er in seinem Werk „Kynegetikos“ fest. Die Begeisterung für die Jagd mit Windhunden führte dazu, dass in allen Teilen der Welt Windhunde gezüchtet und zur Jagd verwendet wurden.

In England, der Hochburg der Windhundezucht, züchtete Lord Oxford Greyhounds unter Ein-kreuzung von Lurchern, italienischen Windhunden, Bullterriern und Bulldogs(!). In einem zeit-genössischen Bericht heißt es, dass diese Hunde „trotz aller gegenteiligen Ansichten“ so gute Hunde seien, „wie sie noch nie gefallen waren“, mit „einer solchen Schneid, wie sie der hochedle Windhund haben muss, der eher stirbt, als dass er die Jagd aufgibt.“

Windhunde, Holz lebensgroß, England 19. Jh.
Windhund, Bronze lebensgroß
Angelo Jank (1868 – 1940): Windhundestudien

Welche Faszination die Jagd mit Windhunden ausübte, schildert anschaulich Johann Elias Ridinger (1698 – 1767). Er fügt seinen meisterhaften Kupferstichen von Jagdszenen oft einen erläuternden Text hinzu. Zum Bild „Wie die Hasen mit Windhunden gehezt werden“ schreibt er: „ … Wan man dan mit Wind-Hunden hezen will, reiten etliche in gerader ordnung die Hunde an dem Hezriemen mit sich führend durch die Ackerfelder, wan nun ein Hase vermerckt wird, lassen die nechste ein paar Wind-Hunde los, doch so das dem Hasen ein kleiner vorsprung vergünnet werde und sezen ihme nach da die andere in ihrer ordnung auf der Suche bleiben, stellt sich der Hase krum oder lahm spizt die ohren und wedelt mit dem Schwänzel ist es ein Zeichen das er wol und starck laufen kann, sie gehen gerne bergauf oder laufen auf steinigte harte wege das ihnen die Hunde nicht so wol nachsezen können, kommen sie ihme aber nahe macht er ihnen durch viel wendung rücksprüng und andere arglistigkeit so viel zu thun, das sie ihne schwerlich zu raumen (fassen) kriegen und nach viel gemachten boßen (Possen) doch sein Leben erhält.“

 

Bei den Darstellungen von Windhunden handelt es sich einerseits um Bildwerke, die die Hunde bei der Jagd in voller Aktion zeigen. In Europa sind es zumeist Hasen, die von Windhunden gehetzt werden. Auf anderen Darstellungen stehen Windhunde in edler Pose, meist vor einer weiten Landschaft, was den Hunden das Flair des Besonderen verleiht. Charles Darwin bezeichnete Windhunde als „Verkörperung von Symmetrie und Schönheit.“ Aber auch als Zierfiguren waren Windhunde äußerst beliebt. Es gibt eine Fülle von Skulpturen in Holz, Metall und vor allem in Porzellan. Diese Figuren sind nach wie vor gefragte Ziergegenstände für die „gute Stube“.


Zu den interessantesten Windhundedarstellungen der Sammlung Dr. Fleig zählen die großformatigen Grafiken der Siegerhunde des „Waterloo Cup“ in England. „MISTERTON“(1879), „PRICNESS DAGMAR“(1881),  „SNOWFLIGHT“(1882) und „WILD MINT“(1883) sind die klingenden Namen der siegreichen Stars. Der „Waterloo Cup“ wurde 1836 von William Lynn, dem Besitzer des Waterloo Hotels in Liverpool, ins Leben gerufen und bis 2005 alljährlich durchgeführt. Durch die Proteste von Tierschützern kam es auch in England zum endgültigen Verbot von Hetzjagden auf lebende Tiere. Im Rennsport, der Jagd auf den künstlichen Hasen, der vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg sich allgemein durchsetzte, erhielten die Windhunde ein ihnen adäquates neues Betätigungsfeld, freilich auch mit allen Nachteilen, die der Leistungssport mit sich bringt, vor allem wenn es um Geld geht.  

Edwin Henry Hunt: MISTERTON – Winner oft the Waterloo Cup 1878
Edwin Henry Hunt: PRINCESS DAGMAR – Winner oft the Waterloo Cup 1881
Edwin Henry Hunt: SNOWFLIGT – Winner oft the Waterloo Cup 1882
Edwin Henry Hunt: WILD MINT – Winner oft the Waterloo Cup 1883