Hundekämpfe
Kämpfende Hunde übten schon immer eine gewisse Faszination auf die Zuseher aus. Bei den vielen streunenden Hunden auf dem Land und in den Städten waren Hundekämpfe an der Tagesordnung. Organisierte Hundekämpfe sind seit dem 18. Jahrhundert belegt. Durch Magazine, Bücher und vor allem zahlreiche Bildwerke sind diese Kämpfe gut dokumentiert. Beobachtungen von kämpfenden Hunden führten auch dazu, dass geschäftstüchtige Hundehalter und Veranstalter eine „Sportart“ kreierten, die sich großer Beliebtheit erfreute und bei der viel Geld gewonnen oder verloren werden konnte. Man brauchte dazu auch keinen so großen Aufwand wie bei Kämpfen gegen Bären oder Bullen, für den Hundekampf genügte ein kleines Areal.
Die Grausamkeit und die Entartungen bei Tierkämpfen führten in England 1835 zum Verbot dieser Art von Volksbelustigung. Kämpfe gegen Bullen und Bären wurden dadurch unmöglich gemacht, weil die Polizei diese viel besser kontrollieren konnte. Hundekämpfe wurden aber weiterhin veranstaltet, weil sie viel leichter im Verborgenen stattfinden konnten. Um schnelle und wendige Kampfhunde zu bekommen, wurden Bulldogs und Terrier gekreuzt, die unter dem Namen „Bull and Terrier“ die Stars der Hundekämpfe wurden.
Kampfhunde wurden auch von Auswanderern nach Amerika mitgenommen, wo dieser „Sport“ sich großer Beliebtheit erfreute und weit in das 20. Jahrhundert hinein praktiziert wurde. Die Rasse dafür war der „American Pit Bull Terrier“. Die folgenden Texte aus dem 19. Jahrhundert beschreiben eindrucksvoll, wie die Kämpfe abliefen.
„Paddy“ aus New York und „Trix“ aus Philadelphia trugen am gestrigen Tag einen Kampf auf Leben und Tod aus. Der Kampf fand in der östlichen Stadthalle statt. „Paddy“ und „Trix“ gehören der Rasse der Bullterrier an. Die Mehrzahl der Besucher waren alte Männer. Eine Reihe von ihnen hatte persönlich ziemlich alle großen Hundekämpfe innerhalb des letzten Jahrhunderts miterlebt. Für sie ist dies das allergrößte Vergnügen auf der ganzen Welt, und ihre Begeisterung bei dem gestrigen Kampfe nahm stellenweise recht ungezügelte Ausmaße an. Vor allem in den spannendsten Augenblicken des Kampfes erweckten sie den Eindruck, dass sie kaum davon abzuhalten wären, selbst in die Kampfarena hinab-zuspringen und die blutbedeckten Köter zu umarmen. ….. Das Waschen der Hunde und Ablecken erfolgte entsprechend den Regeln. Hundekämpfer trauen sich gegenseitig nie über den Weg, und so verlangt es die Regel, dass beide Hunde in demselben Zuber gewaschen und gereinigt werden, um damit zu verhindern, dass eine der Parteien gefährliche Drogen oder Gifte in das Waschwasser schüttet. „Paddy“ und „Trix“ wurden recht sorgfältig gewaschen, und dann mussten die Besitzer mit eigener Zunge jeweils den gegnerischen Hund ablecken. Als sie festgestellt hatten, dass kein Gift im Hundefell war, wurde der Ring geräumt. Die Stimmung unter der Zuschauermenge stieg an und der Ruf „Fertigmachen!“ erklang. ….. Darauf kam das Kommando „Los!“ und die kampfgierigen Köter wurden aus ihren Ecken losgelassen, sprangen blitzschnell gegeneinander und versuchten, ihre tödlichen Bisse beim Gegner anzubringen. Die Geschicklichkeit und Schläue von „Paddy“ zeigte sich recht bald. Er bewies, dass er ein listiger alter Hund ist. Wirklich, er stieß und biss seinen Gegner durch den Ring in einer so fürchterlichen Art, dass die ganze Zuschauerschaft vor Entzücken laut kreischte. „Trix“ war weder untätig, noch ertrug er geduldig die Schmerzen der sich in sein Fleisch bohrenden Fangzähne von „Paddy“. Er kämpfte mutig dagegen an. Und er focht gut, aber „Paddy“ fiel unter dem Beifallsgeschrei seiner Bewunderer immer schlimmer über ihn her. Bald lag „Trix“ am Boden, sein hübsches Fell war besudelt mit Schmutz und von Blut überzogen. ….. Der Kampf dauerte zwei Stunden. „Trix“ wurde in bester Terrierart fertiggemacht, er wurde schrecklich zugerichtet, und es war völlig klar, dass er überhaupt keine Chancen hatte, den Kampf zu gewinnen. Er war fast tot, als die Hunde wieder einmal in ihre Ecke gebracht, mit dem Schwamm sorgfältig abgewaschen und dann wieder aufeinander losgelassen wurden. Es war „Paddys“ Angriff, und dieser Angriff war einer der besten, die jemals in einem Kampfring zu sehen waren. …..
Zeitungsbericht New York City 1800
in
Dr. Dieter Fleig: Kampfhunde I.,
Kynos Verlag 1981
Hundekampf!
Am Dienstag, den 18. Januar 1825 abends war die „Westminster – Pit“ überfüllt von Hundefreunden aus der Hauptstadt. Sie wollten einen Kampf miterleben zwischen „Bonny“ und dem schwarzen Neuling „Gas“, der von seinem Eigentümer „Charley“ vorgestellt wurde. Der Einsatz belief sich auf 40 Sovereigns.
Alle technischen Voraussetzungen waren zur vollsten Zufriedenheit der Zuschauer geregelt. Der Ring war durch einen eleganten Kerzenleuchter und verschwenderisch aufgestellte Wachslichter gut erleuchtet. Die Hunde wurden um 8 Uhr in hervorragender Verfassung zum Kampf vorgestellt, geleitet von ihren Besitzern. „Bonny“ war mit 3 : 1 Favorit und hielt diese Wetten bis zehn Minuten vor Kampfbeginn. Dies war ein Vertrauensbeweis für ihn, der einzig und allein auf seinen allgemein bekannten bisherigen Erfolgen beruhte. Für den unparteiischen Zuschauer zeigte der Neuling „Gas“ viel Feuer und Kampfeslust.
Der Zweikampf dauerte insgesamt eine Stunde und fünfzig Minuten. Dann wurde „Bonny“ besinnungslos hinausgetragen, in ein warmes Bad gesteckt und sofort verbunden. Nahezu 300 Personen waren zu diesem Kampfe gekommen.
Sporting Magazine (London) 1825
in
Dr. Dieter Fleig: Kampfhunde I.
Kynos Verlag 1981
Hundekämpfe werden nicht in allen Ländern ausgetragen, und zwar mit der Begründung, der Hund sei solch ein treuer, liebender Freund, und man hasse es, ihn verletzt zu sehen. Diese Begründung ist verlogen, ja schlimmer noch als verlogen. Man lässt hier einfach ein tapferes Tier deshalb nicht kämpfen, weil man seine eigenen Gefühle schützt. Der Hund liebt den Kampf, aber – wie gewöhnlich – denken wir stets nur an uns selbst.
Hundekämpfe sind nicht grausam; kein richtig aufgezogener Kampf kann grausam sein! Ja, der Kampf ist sicherlich weitaus weniger grausam als den Hund für eine Hundeausstellung herumzuziehen und zurechtzumachen, ohne sich dabei überhaupt die Frage zu stellen, ob es dem Hund nicht weitaus lieber wäre zu kämpfen, als tagelang in eine Ausstellungsbox gesteckt zu werden.
Solange du selbst noch keinen echten Kampfhund zu eigen hattest, solange weißt du nicht, was wirklich ein Hund ist! Der arme Köter, angekettet und auf Ausstellungen herumgeführt, ist auf Erden für nichts anderes gut, als angesehen zu werden und Geld daraus zu machen.
Der zahme Sklave, der uns bei der Jagd hilft, er mag unserer Aufmerksamkeit wert sein; die gefährliche Pest, die hinter den Pferdehufen rennt und kläfft, taugt nichts für das Leben; aber der Kampfhund, mit seiner nur selten verschenkten stillen Liebe und seinem Todesmut, er hat ein Anrecht auf Liebe und Respekt!
Captain L. Fitz Barnard
(Preisboxer, USA um 1870)
in
Dr. Dieter Fleig: Kampfhunde I.
Kynos Verlag 1981
Zu dieser Thematik publizierte Dieter Fleig sehr viel, vor allem in seinem Buch „Kampfhunde I.“ behandelte er die Hundekämpfe ausführlich (Kynos Verlag, 1981).
Stefan Burkhart beschäftigte sich mit der aktuellen Kampfhundediskussion zu Beginn des 21. Jahrhunderts in seinem Buch „Das Pitbull – Syndrom“ (Books on Demand, 2009).