Richard Strebel: Zwei Bulldoggen, 1896
Abraham Cooper: Old English Bulldogs CRIB AND ROSA, London 1817
Weiße Bulldogge, England 1930
Englische Bulldogge, Wiener Bronze, um 1900
Französische Bulldogge, Wiener Bronze, um 1900

Bulldoggen

„Der Grundzug des Bulldogcharakters ist Gutmütigkeit, ein gewisses Phlegma, beides aber nur solange, als sich nichts ereignet oder ihnen begegnet, was ihre schlummernden Leidenschaften auslöst. Es liegt hierin ein scheinbarer Widerspruch, man kann es aber nicht anders bezeichnen, als dass Phlegma und Leidenschaft unvermittelt nebeneinander ruhen. In dem Ausdruck der Leidenschaft liegt die ungeheure Beharrlichkeit, ebenso in dem ihres Willens. Man hat oft dies Unvermittelte für Jähzorn gehalten, ich möchte dies mehr als eine äußerst heftig einsetzende Willensbetätigung bezeichnen, wozu sich ein unentwegtes Festhalten an einem einmal gefassten Entschluss gesellt.“

So beschreibt Richard Strebel die „Charakter-eigenschaften“ der Englischen Bulldogge. Strebel hielt und züchtete selbst Bulldoggen und war maßgeblich am Aufbau der Zucht in Deutschland beteiligt. Obwohl er eher den deutschen Rassen zugetan war, konnte er sich einer gewissen Faszination durch den „Nationalhund der Engländer“ nicht entziehen:

„Eine Ruhe, die er für gewöhnlich zeigt, wenn es aber darauf ankommt, sein rücksichtsloses Draufgehen und sein zähes Festhalten, entsprechen so sehr dem Charakter des Engländers, dass man seine Volkstümlichkeit vollauf begreifen kann.“

Nachdem die Bulldogge durch das Verbot der Tierkämpfe 1835 in England „brotlos“ geworden war, widmeten sich dennoch viele Züchter dieser Rasse, um die ehemals so populären Kämpfer zu erhalten. Der erste Bulldog Club wurde in England 1875 gegründet, ein weiterer Club, der sich der Zucht und Erhaltung der Rasse widmete, wurde 1892 gegründet. In Deutschland schlossen sich verschiedene Klubs zum „Kontinentalen Bulldog-Klub“ unter der Führung von F. W. Pelzer zusammen. Pelzer schreibt über die Schwierigkeiten, die Bulldogge auch in Deutschland salonfähig zu machen: „Spricht man in Deutschland von dem Bulldog und nennt nur diesen Namen, so überläuft selbst manchen wetterharten Mann eine Gänsehaut in der vollständig irrigen Ansicht, der Bull sei ein besonders gefährlicher, falscher, hinterlistiger Bursche, welchem man am besten meilenweit aus dem Weg gehe. Hierin liegt der Hauptgrund für die seitherige geringe Ausbreitung dieser interessanten Rasse in Deutschland. Die besseren Kreise hatten sich ihr eine Zeit lang vollständig verschlossen, worin jetzt allerdings allmählich ein Wandel einzutreten scheint.“

Leichter hatte es die Französische Bulldogge. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt sie in Frankreich ihr heutiges Aussehen. Sehr rasch wurde sie vom Hund der Lastenträger, Fleischer und Kutscher zum Liebling der vornehmen Gesellschaft. Um die Jahrhundertwende war sie unbestritten der Modehund schlechthin. Strebel weist darauf hin, dass für Importhunde sehr hohe Summen bezahlt wurden. Bis zum Ersten Weltkrieg gab es in Prag den Hundepark Fuchs,  eine Zuchtanstalt für nahezu alle Rassen, aus der Hunde in alle Teile der k.u.k. Monarchie geliefert wurden. Der Preis für eine Französische Bulldogge betrug noch 1914 stolze 3 000 Kronen, was einem Wert von rund  17 000 Euro entspricht.

Henry Pyall n. Smith: Bulldog LUCY, Cornhill 1834
H. B. Chalon: Old English Bulldogs WASP, CHILD & BILLY, London 1809
Bulldog, Skulptur mit eingesetzten Glasaugen, England 19.Jh.
Studienblatt Französische Bulldogge, Monogramm EK 46

In der Sammlung Dr. Fleig gibt es sehr viele hervorragende Arbeiten, die Bulldoggen zum Thema haben. Bei den Englischen Bulldoggen sind es anfangs noch Darstellungen von Kampfszenen und Hunden, die „die gefährliche Bestie“ zeigen. Spätere Darstellungen zeigen die Hunde als Einzelmotiv. Gute kampferprobte Bulldoggen, und in der Folge auch Ausstellungssieger, waren in ihrer Zeit äußerst populär und durchaus eines Gemäldes, einer Grafik oder einer Skulptur würdig.

Dass solche Hunde auch in der Kunst ihren Niederschlag fanden, ist nur verständlich. Aber auch die Fotografie entdeckte bald die Französische Bulldogge als lohnendes Motiv. Zur Beliebtheit der beiden Bulldograssen in der Kunst trugen aber sicherlich ihre anatomischen Eigenheiten bei. Ein breiter wuchtiger Schädel mit ausgeprägtem Vorbiss und ein athletischer gedrungener Körper sind Merkmale eines Hundes, der immer ein interessantes Motiv abgab, in letzter Zeit wieder vermehrt in der Gegenwartskunst und auch in der Werbefotografie. Die Französische Bulldogge zählt momentan wieder zu den beliebtesten Rassen.

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Gerda van den Bosch: Französische Bulldoggen, Bronze, 2.H. 20.Jh.
Gerda van den Bosch: Französische Bulldoggen, Bronze, 2.H. 20.Jh.