Richard Strebel

Künstler und Kynologe

Zu den interessantesten Persönlichkeiten der Kynologie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zählt zweifellos Richard Strebel. Das Hundewesen war bereits gut organisiert. Die Standards vieler Rassen waren festgelegt, Leistungsprüfungen und Hundeausstellungen fanden regelmäßig statt. Unter diesen Voraussetzungen fand Strebel ein interessantes Betätigungsfeld als Künstler, Autor, Jäger, Züchter und Richter.

 

 

Richard Hermann Strebel wurde am 28. Juni 1861 in Veracruz geboren. Sein Vater war dort als Kaufmann tätig und hatte die Tochter einer Kaufmannsfamilie, die aus Hamburg stammte, geheiratet. Die Familie übersiedelte 1866 nach Hamburg, wo Strebel die Bürgerschule und das Realgymnasium besuchte. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an den Kunstakademien in Kassel und Karlsruhe. Nach dem Studium und der Absolvierung des Wehrdienstes übersiedelte Strebel nach München. 

 

 

Dort widmete er sich der Landschafts- und Tiermalerei und wurde zu einem Vertreter der „Münchner Schule“. In seiner Autobiografie schreibt Strebel , dass er in vielen deutschen Städten Ausstellungen veranstaltet habe. Seine Bilder seien von Museen und privaten Sammlern gekauft worden. Seine Bedeutung als Maler scheint in den späteren Jahren aber eher gering gewesen zu sein. Die Bildende Kunst entwickelte sich auch in eine ganz andere Richtung. Als Grafiker und Illustrator von Büchern und kynologischen Zeitschriften war er jedoch hochgeschätzt.

 

 

Großes Verdienst erwarb sich Richard Strebel mit seinem zweibändigen Werk „Die deutschen Hunde und ihre Abstammung mit Hinzuziehung und Besprechung sämtlicher Hunderassen“, das 1904/1905 erstmals erschien. Auf fast 800 Seiten stellte er das gesamte kynologische Wissen seiner Zeit zusammen. Das Werk ist mit Reproduktionen von eigenen Gemälden und Grafiken, zumeist Federzeichnungen, durchgehend illustriert. Über seine Leidenschaft für Hunde-darstellungen schreibt er: 

„Mein künstlerisches Streben gilt in erster Reihe der Darstellung des Hundes und in zweiter dem Tiere als solchem. Mir schien es unbedingt nötig, die Psyche des Tieres, ganz besonders die des Hundes, in allen ihren Regungen zu ergründen, kam dadurch zum Studium der Rassen im besonderen, was sich später in dem großen Werke „Die Deutschen Hunde und ihre  Abstammung“ auskristallisierte. Ich habe dabei zu tief geschürft, so dass ich zeitweise Gefahr lief, die Wissenschaft über die Kunst zu stellen.“

Hans Räber nennt im Vorwort zum Reprint der Erstausgabe, der im Kynos Verlag erschienen ist, dieses Werk „ein Lehr- und Anschauungswerk, dem bis heute noch nichts Gleichwertiges zur Seite steht“ und „eine schier unerschöpfliche Quelle für die heutige kynologische Forschung“. 

 

Strebel wollte im Gegensatz zu Bungartz und Beckmann, die sich besonders für die englischen Rassen begeisterten, den deutschen Rassen die ihnen gebührende Bedeutung geben. Als Züchter interessierten ihn besonders die Schnauzer. Seine zweite Frau züchtete unter dem Zwingernamen „von Schwabing“ erfolgreich diese Rasse. In Strebels Werk nehmen Schnauzer dementsprechend auch breiten Raum ein. Er züchtete aber auch englische Bulldoggen und war von dieser Rasse sehr fasziniert. Viele Grafiken und ein umfangreiches Kapitel in seinem Buch legen Zeugnis davon ab.

 

Richard Strebel starb am 3. April 1940. Posthum wurde er 1944 von der Akademie der Künste in München zum Professor ernannt. Emil Hauck schrieb in seinem Nachruf: „Viele haben durch ihn den Hund sehen gelernt ….. Wenige Menschen hat es gegeben, gibt es und wird es geben, die fast alle Teile der Kynologie so durchforscht haben wie Richard Strebel.“

Illustrationen im Buch „Die Deutschen Hunde“ (Originalausgabe 1904/05)