Sir Edwin Henry Landseer

„Der größte Hundemaler aller Zeiten“

Edwin H. Landseer wurde am 7.März 1802 in London geboren. Sein Vater John Landseer (1763 – 1852) war Kupferstecher und Archäologe. Von den anderen Kindern entschieden sich die Brüder Thomas und Charles, sowie die Schwestern Jessica und Emma ebenfalls für die Künstlerlaufbahn. Sie erreichten aber bei weitem nicht die Popularität Ihres Bruders Edwin.


Dieser galt als echtes Wunderkind. Bereits mit 12 Jahren stellte er an der Royal Academy ein Hundebild und das Bild eines Maulesels aus. Seine Ausbildung erhielt er bei seinem Vater und beim Historienmaler Benjamin Robert Haydon. Landseers besonderes Interesse galt der Tier- und Landschaftsmalerei. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Bild „Hundekampf“, das er 1819 in der Akademie ausstellte. Es folgten zahlreiche Aufträge. Landseers Hundebilder wurden so populär, dass er von vielen Gemälden Stiche und Lithografien anfertigen ließ. Damit konnte er auch seine Geschwister, die nicht so erfolgreich waren, beschäftigen. Ein Ausspruch jener Zeit lautete: „Kein Haus in London, in dem nicht ein Landseer hängt.“


Bald wurde auch Königin Victoria auf den jungen Künstler aufmerksam und ernannte ihn zum Hofmaler. In Würdigung seiner Verdienste erhob sie ihn 1850 in den Adelsstand. Sein Hauptwerk als Bildhauer sind die vier Bronzelöwen an der Nelsonsäule am Trafalgar Square in London. Der überwiegende Teil seiner Gemälde befindet sich heute in britischen Museen und in den USA.


Das Besondere an Landseers Gemälden sind die inhaltliche Vielfalt und seine Fähigkeit, im Tierbild komisch-groteske Situationen darzustellen. In einem seiner Hauptwerke mit dem Titel „Alexander und Diogenes“ schildert er die Begegnung des Welteroberers mit dem Philosophen. Voller Kraft und mit vor Stolz geschwellter Brust steht der Herrscher vor dem Fass, in dem der Weise – in Gestalt eines Straßenköters – mit leicht hochgezogenen Lefzen seinen legendären Ausspruch von sich gibt: „Geh mir aus der Sonne!“ In vielen Bildern geißelt Landseer auch die sozialen Zustände seiner Zeit. Weite Kreise der Bevölkerung litten an großer Armut und lebten in unvorstellbarem Elend. Seine beiden Gemälde „High Life“ und „Low Life“ erregten, als sie 1831 erstmals ausgestellt wurden, großes Aufsehen. Noch nie hatte ein Künstler in Tierbildern derart soziale Ungerechtigkeit angeprangert.


In der Sammlung Dr. Fleig sind einige großformatige Lithografien, die nach seinen Gemälden angefertigt wurden, darunter auch das Blatt „Alexander und Diogenes“. Auch von seinem Bruder Thomas sind einige bemerkenswerte Grafiken in der Sammlung.


Edwin Landseer galt auch als Experte in Hundefragen. Bei Hundekrankheiten, in Fragen der Hundeerziehung und der Hundezucht war seine Meinung immer gefragt. „Kein Hund in London, den er nicht kennt“, war ein geläufiger Spruch. Seine persönliche Vorliebe galt der schwarz-weißen Varietät des Neufundländers. Diese Hunde stellte er besonders gern dar. So konnte es nicht ausbleiben, dass diese Rasse den Namen ihres großen Förderers erhielt.


Sir Edwin Henry Landseer starb am 1. Oktober 1873 in London. Seine letzten Lebensjahre waren von Alkoholexzessen, Drogenmissbrauch und Krankheit gekennzeichnet. Dennoch arbeitete er bis zum Ende und beeinflusste Generationen von Künstlern, die sich der Tierdarstellung, insbesondere der Darstellung von Hunden, widmeten. Darunter war auch der bedeutende österreichische Hundemaler Johann Matthias Ranftl (1804 – 1854), der bei einem Aufenthalt in London Landseer kennen lernte und von ihm wesentliche Impulse für seine Malerei erhielt.