Johann Elias Ridinger

Eine Kunstsammlung zu den Themen Jagd und Hund ohne Werke von Ridinger ist nicht wirklich vollständig. Werke des barocken Meisters, vor allem Kupferstiche, zählen zu den wichtigsten Arbeiten in Europa, sowohl in öffentlichen als auch in privaten Sammlungen. Nach wie vor werden Grafiken von Ridinger im Kunsthandel angeboten und sind begehrte Sammelobjekte. Etwa 1600 Grafiken umfasst sein Gesamtwerk. In der Sammlung Dr. Fleig ist Ridinger ebenfalls mit einer Reihe vorzüglicher Arbeiten vertreten.


Johann Elias Ridinger wurde 1698 in Ulm geboren. Seine Lehrjahre verbrachte er in Ulm, Regensburg und Augsburg, das damals ein wichtiges Zentrum der deutschen Kunst war. Dort richtete er auch seine Werkstatt ein. Seine Arbeiten wurden bald so populär, dass er eine Reihe von Gehilfen beschäftigen konnte. Künstler, die im Auftrag des Adels Jagdszenen darstellten, zogen mit den Jagdgesellschaften mit, beobachteten und fertigten Skizzen an, nach denen dann im Atelier Gemälde oder Druckgrafiken angefertigt wurden. Dies erforderte eine gute Beobachtungsgabe und eine sichere Hand bei der Skizzierung, da in der Regel wenig Zeit blieb, eine Jagdszene festzuhalten. Ridinger war hier besonders begabt, und seine Arbeiten wurden dementsprechend geschätzt. In Würdigung seiner Kunst wurde er 1759 zum Direktor der Augsburger Kunstakademie ernannt. Ridinger starb 1767 in Augsburg.


Neben der großartigen Darstellungsweise sind die Kupferstiche vor allem auch deshalb interessant, weil er oft auch einen erläuternden Text hinzufügt. Sowohl bei den Jagddarstellungen als auch zu den Hundebildern verfasste er Texte, in denen er das Geschehen bzw. die dargestellten Tiere beschrieb. Seine Grafikserie über die im 18. Jahrhundert gebräuchlichen Jagdhunde, die er 1738 unter dem Titel „Entwurff einiger Thiere, wie solche nach ihren unterschiedenen Arten, Actionen und Leidenschafften, nach dem Leben gezeichnet, samt beygefügten Anmerckungen“ als ersten Teil einer umfassenden Serie über die Tierwelt herausgab, ist ein großartiges Beispiel der Kunst Ridingers. In vielen Druckwerken der folgenden Jahrhunderte wurden diese Hundebilder immer wieder verwendet.


Sehr reizvoll sind aber auch Einzelblätter, die Hunde in einer bestimmten Situation zeigen. Studienblätter mit anatomischen Gesamt- und Detailstudien sind besonders schöne Arbeiten Ridingers. Sie zeigen, mit welchem Interesse und mit welcher Genauigkeit er an ein Thema heranging. Seine Werke haben die Jahrhunderte überdauert. So wie er zu Lebzeiten hoch geschätzt wurde, gilt er mit seinen Jagd- und Tierdarstellungen noch heute als „Hausgott der grünen Zunft“!


Ein gewisser Jacob Brückner schrieb zu einer Grafikserie eine beeindruckende Würdigung Ridingers:

„Wer hat das Thierreich so in seines Pinsels Macht?

Wer gibt des Schöpfers Hand in allem Ihrem Pracht

An Thieren und dem Wald dem Auge so zu sehen?

Wer weiß so der Natur im Bilde nachzugehen?

Wo trifft Original und Bild so ähnlich ein?

Es muß Ridinger, sonst kann es keiner seyn.“